Mittwoch, 3. Juni 2009

Kompetenz vs. Intelligenz

Kompetenz spielt gerade in Prozessen / Lebenslagen eine Rolle, in der Leistungsfähigkeit aus einer anwendungsorientierten Sicht getrachtet wird. Kompetenzen werden vorallem in Zusammenhang mit der Entwicklung von Bildungsstandarts herangezogen um Bildungsziele zu erreichen. Gerade in den letzten Jahren steht vor allem in Deutschland die Bildung im Focus der Öffentlichkeit. Auch nach dem mehr oder weniger mittelmäßigen Abschneiden dt. Schüler bei der Leistungsmessung PISA entfachten große Diskussionen, wie, wo und wann man diesen nicht zufriedenstellenden "Trend"gegenwirken kann. Die in diesen Studien erfassten Schülerleistungen werden als Ausdruck spezifischer Kompetenzen betrachtet, z.B. Lesekompetenz, mathematische Kompetenz und naturwissenschaftliche Kompetenz.

Was ist Kompetenz genau? Wie lässt sich Kompetenz beschreiben?

Weinert (1999) versuchte verschiedene Definitionen von Kompetenzen herauszuarbeiten

1. Kompetenzen als generelle kognitive Leistungsdispositionen,
die Personen befähigen, sehr unterschiedliche
Aufgaben zu bewältigen --> gleicht der Intelligenz

2. Kompetenzen als kontextspezifische kognitive
Leistungsdispositionen, die sich funktional auf
bestimmte Klassen von Situationen und Anforderungen
beziehen. Diese spezifischen Leistungsdispositionen
lassen sich auch als Kenntnisse,
Fertigkeiten oder Routinen charakterisieren
--> Kompetenzen sind funktional bestimmt (bereichsspezifisch, auf begrenzten Sektor von Kontexten)

3. Kompetenzen im Sinne der für die Bewältigung
von anspruchsvollen Aufgaben nötigen motivationalen
Orientierungen

4. Handlungskompetenz als eine Integration der
drei erstgenannten Konzepte, bezogen auf die
Anforderungen eines spezifischen Handlungsfeldes
wie z. B. eines Berufes

5. Metakompetenzen als das Wissen, die Strategien
oder die Motivationen, welche sowohl den Erwerb
als auch die Anwendung spezifischer Kompetenzen
erleichtern.

6. Schlüsselkompetenzen als Kompetenzen im
unter 2. genannten funktionalen Sinn, die aber
für einen relativ breiten Bereich von Situationen
und Anforderungen relevant sind. Hierzu gehören
z. B. muttersprachliche oder mathematische
Kenntnisse.


Abgrenzung vom Intelligenzkonzept

Wie in Definition 1 angedeutet, besteht ein breiter inhaltlicher Zusammenhang zwischen Kompetenz als kognitive Leistungsdisposition und dem Konzept der Intelligenz. Hinzu kommt, dass die Erfassung von »Kompetenzen« in Schulleistungsstudien in der Regel durchstandardisierte Leistungstests erfolgt, die den in der Intelligenzdiagnostik eingesetzten
Verfahren oft nicht unähnlich sind. Doch was ist nun der Unterschied?

Das Konzept der Kompetenz und der Intelligenz wird anhand von Kontextualisierung, Lernbarkeit und dem Fokus bei der Definition von Binnenstrukturen gegenübergestellt.

Kontextualisierung
Wie bereits angesprochen, charakterisiert Weinert den Begriff der Kompetenz als bereichsspezifisch, d. h. auf bestimmte Situationen und Aufgaben bezogen betrachtet.
Der Unterschied zum Begriff der Intelligenz liegt in der Generalisierbarkeit, d.h. "Kompetenz
ist stärker an spezifische Kontexte gebunden, während Intelligenz sich v. a. durch generalisierbare Leistungsdispositionen kennzeichnen lässt".


Lernbarkeit
Kompetenzen werden durch das Lernen erworben. So sind Kompetenzen im Kontext von PISA z. B. ausdrücklich als »prinzipiell erlernbare, mehr oder minder bereichsspezifische Kenntnisse,
Fertigkeiten und Strategien« definiert (Baumert et al. 2001 S. 22 in Weinert). Desweitern werden Kompetenzen mit Leistungen verbunden, in denen das Interesse im Vordergrund steht. Diese sind durch Unterricht förderbar. Fähigkeit und Leistungen die nicht förderbar sind, bezeichnet man als Störvariable. Intelligenz hingegen wird hier als relativ stabil betrachtet.

Kompetenzen --> erlernbaren Fertigkeiten
Intelligenz --> grundlegende kognitive Fähigkeit


Definition von Binnenstrukturen
Diese bezeichnen die Beschreibung interindividueller Leistungsunterschiede.
Anders als bei der Intelligenz, bei der die Struktur durch Prozesse, welche für die beobachtbaren Intelligenzleistungen als notwendig und grundlegend betrachtet werden, orientiert sich die Strukturierung von Kompetenzen an den zu bewältigenden Anforderungen.

Am Beispiel PISA 2003
Mathematische Kompetenz strukturiert nach Quantität, Veränderung und Beziehungen, Raum und Form.
In Deutsch, Englisch und Schülerleistungen International werden sprachliche Kompetenzen in produktive und rezeptive sowie auditive und schriftsprachliche Teilkompetenzen unterteilt.

Anders als in der Intelligenzforschung werden die Kompetenzen jeweils aus den Anforderungen in den Situationen abgeleitet, in denen diese Kompetenzen relevant sind.

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